Der Radschnellweg RS1 Ruhr in der Innenstadt ist ein Dauerthema – seit ein paar Jahren schon. Jetzt gibt es eine neue Entwicklung zur Trasse in der Innenstadt von Bochum. Daher in diesem Artikel eine Art Historie und aktuelle Übersicht zur Thematik. Dadurch wird der Artikel natürlich nicht kürzer und wer nur die neuesten Aspekte dazu lesen will, kann direkt auf den Link 2023: Aktuelle Mitteilung der Verwaltung klicken. Oder den nächsten kurzen Absatz lesen:
Der Radschnellweg RS1 Ruhr wird, wie die Verwaltung jetzt im Februar 2023 mitteilte, nicht auf Flächen der Deutschen Bahn AG (DB) führen. Daher wird der RS1 Ruhr durch die Wohnstraßen des Ehrenfeldes geführt.
Nachfolgend gibt es nicht nur ein Bild der Trasse – sondern auch das Inhaltsverzeichnis zu diesem Artikel.

INHALT: Radschnellweg RS1 Ruhr durch das Ehrenfeld
- Ursprüngliche Planung (Machbarkeitsstudie)
- DB will keine Flächen mehr abgeben
- Trassenfindung ab 2020
- Vorschläge zur Trasse durch die Innenstadt
- 2022: Beschluss im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur
- 2023: Aktuelle Mitteilung der Verwaltung
Ursprüngliche Planung (Machbarkeitsstudie)
Für den Radschnellweg RS1 Ruhr wurde im Jahr 2014 eine erste Machbarkeitsstudie vorgestellt.
Diese sah im Bereich des Bochumer Ehrenfeldes vor, dass der RS1 in Höhe des P+R-Parkplatzes am Bahnhof Ehrenfeld auf die Brückenkonstruktion geführt wird. Genauer gesagt auf den nicht mehr benutzten Gleisen der Friederikabahn. Diese führen parallel zur genutzten DB-Strecke z.B. über eine der Brücken über der Königsallee.
DB will keine Flächen mehr abgeben
2018 wurde dann bekannt, dass die Deutsche Bahn AG (DB) ihre Flächen dafür nicht zur Verfügung stellen will:
„Die Gespräche mit der Deutschen Bahn haben ergeben, dass die für die Trasse der Machbarkeitsstudie notwendigen Flächen und auch für die angedachte alternative Führung nicht zur Verfügung stehen werden. Nach Gesprächen in den letzten Monaten hat die Deutsche Bahn AG, DB Immobilien, in einem Brief an die Stadt Bochum die Empfehlung ausgesprochen, die Planungsvariante der Machbarkeitsstudie nicht weiter zu verfolgen.“
Quelle: Vorlage 20182159
2019 beschloss dann der Rat der Stadt Bochum, dass für den Radschnellweg Ruhr eine neue Trasse in der Bochumer Innenstadt gesucht werden soll. Dabei wurden auch bestimmte Bereiche explizit ausgeschlossen. In der Vorlage Radschnellweg Ruhr RS 1 – Suche einer neuen Trasse in der Bochumer Innenstadt heißt es:
Bei der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie wurde auch die Führung des RS 1 durch die Bochumer Innenstadt geprüft und aufgrund von erheblichen Konflikten (z. B. mit Fußgängern und dem ÖPNV) verworfen. Die Ergebnisse der erneuten Prüfung einer Trasse direkt durch die Innenstadt hat ergeben, dass aufgrund der Gestaltungs- und Qualitätsanforderungen für Radschnellwege eine Führung über den Bongard Boulevard und den Ring als problematisch und extrem konfliktbehaftet einzustufen ist.
Quelle: Vorlage 20183423
Trassenfindung ab 2020
Im Jahr 2020 wurde dann eine Bürgerbeteiligung für den Radschnellweg Ruhr durchgeführt. Hier konnte man Vorschläge zur Trasse des Radschnellwegs in der Bochumer Innenstadt vorschlagen. Die SPD Bochum-Ehrenfeld hatte dazu aufgerufen dort mitzumachen:
Noch eine Woche: Bürgerbeteiligung zum Radschnellweg Ruhr (RS 1) in der Innenstadt von Bochum
Vorschläge zur Trasse durch die Innenstadt
Am Ende gab es dann einen Bericht zur Trassenfindung. Über die Seite der Stadt Bochum zur Planung des Radschnellweges Ruhr RS 1 kann man den Bericht zur Trassensuche in der Innenstadt herunterladen.
Positionierung der SPD Bochum-Mitte
Die SPD Bochum-Mitte hatte sich – nachdem die verschiedenen Vorschläge bekannt geworden sind – positioniert:
„Die SPD-Mitte präferiert die Variante Nummer sechs. Sie führt über die Ehrenfeldstraße und den Klever Weg auf die Ferdinandstraße, nördlich am Kortumpark vorbei hin zum nächsten Anschlusspunkt. Um eklatante Höhenunterschiede mit massiven Anrampungen auszugleichen, könnte über die Universitätsstraße eine filigrane und elegante Schwingbrücke gebaut werden. Diese würde auch die Anwohner nicht beeinträchtigen.
Zudem schlagen wir die Errichtung einer Quartiersgarage im Ehrenfeld vor – und – da die Trasse vielfach durch Wohngebiete verläuft, dort auch den Umbau zu anwohnerfreundlichen Fahrradstraßen.“
Siehe auch:
Stellungnahme ADFC, RadWende und VCD
In einer gemeinsamen Stellungnahme von ADFC, RadWende und VCD (Verkehrsclub Deutschland) wird eine ähnliche Trasse vorgeschlagen:
„Insgesamt werden sieben mögliche Routen vorgeschlagen. Im Bündnis Radwende Bochum haben Expert*innen von ADFC, VCD und anderen Organisationen diese eingehend geprüft. Zwei Routen erscheinen ihnen für die Streckenführung am geeignetsten – mit Änderungen.
So ist aus Sicht der Radwende Bochum von den Routen, die südlich der Bahngleise verlaufen, Variante sechs die sinnvollste. Aus Dortmund kommend führt diese Strecke durch den Kortumpark, über die Ferdinandstraße, die Universitätsstraße und über mehrere Nebenstraßen schließlich auf die Bessemerstraße, um dort an die weitere Route nach Gelsenkirchen anzuschließen. […]
Sämtliche anderen Varianten südlich der Gleise sind aus Sicht der Radwende weniger geeignet, […]
Alle Varianten, die nördlich der Gleise verlaufen, sind nur realisierbar, wenn die Lohringbrücke unterquert und die Bahngleise überquert werden könnten. Dafür müsste jedoch ein Teil des Geländes der Deutschen Bahn AG für den Bau des RS1 freigegeben werden und ob dies geschieht ist ungewiss. […]“
2022: Beschluss im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur

2022 stand dann der Radschnellweg Ruhr auf der Tagesordnung im zuständigen Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur. Es wurden dabei an sich zwei Varianten vorgeschlagen – und zwar eine Vorzugsvariante südlich der DB-Gleise. Einmal mit den Flächen der DB und einmal ohne den Flächen. Auf der nebenstehenden Karte (die anklickbar ist und auch weiter oben oberhalb des Inhaltsverzeichnisses zu finden ist) sieht man die beiden Varianten:
- blauer Strich: die Vorzugsvariante ohne Flächen der DB
- blaue Punkte: die „optimierte“ Vorzugsvariante unter Einbezug der Flächen der DB
Entgegenkommen der DB?
Jetzt kann man sich die Frage stellen, warum es eine Variante unter Einbeziehung der Flächen der DB gibt. Schließlich hat doch die DB schon vor einigen Jahren mitgeteilt, dass deren Flächen nicht zur Verfügung stehen würden.

Ja, das ist richtig.
… jetzt folgt aber noch ein wichtiges aber: Denn es zeichnete sich ab, dass die DB vielleicht doch der Stadt Bochum entgegenkommen würde.
Zwar nicht mit einem Verkauf der Flächen, aber es wurden andere Ideen überlegt. Wichtig war der DB wohl auch, dass man – auch wenn die entsprechenden Gleise derzeit nicht benutzt werden – seitens der DB auch an die Strecke selber herankommt. Daher wurden verschiedene Dinge überlegt, wie man das planerisch anstellen kann (siehe das nebenstehende Bild).
Diese Planungen hat man nicht einfach so vorgenommen, sondern weil die Chance auf ein Entgegenkommen der DB greifbar war.
Beschluss der „Vorzugsvariante“
Es wurde dann im Ausschuss die Vorzugsvariante beschlossen. Erstmal unter Berücksichtigung der Flächen der DB. Falls die Gespräche mit der DB nicht erfolgreich abgeschlossen werden, dann in der Variante ohne die DB-Flächen.
Siehe dazu auch den Vorgang 20220116 Ergebnisse der Trassensuche und Vorzugsvarianten für den RS 1 in der Bochumer Innenstadt im Ratsinformationssystem.
Weitere Details zur Planung u.a. im Ehrenfeld
Doch auch wenn die DB ihre Flächen zur Verfügung gestellt hätte, dann wäre die Trasse ohne die DB-Flächen auch realisiert worden. Denn hier wäre eine mögliche Umleitungsstrecke vorgesehen gewesen. Für den Fall, dass die DB an ihre Anlagen gemusst und der Radschnellweg Ruhr dann kurze Zeit gesperrt hätte werden müssen.
Hier eine erste Übersicht die entsprechenden Planungen dort (Clemensstraße und Ehrenfeldstraße sowie über die Königsallee) und für das geplante Brückenbauwerk um vom Klever Weg auf den Buddenbergplatz zu gelangen:
2023: Aktuelle Mitteilung der Verwaltung
Im Februar 2023 teilte die Verwaltung dann mit, dass die Flächen der DB nicht zur Verfügung stehen:
In der Beschlussvorlage der Verwaltung Nr.: 20220116 (Ergebnisse der Trassensuche und Vorzugsvarianten für den RS 1 in der Bochumer Innenstadt) wurde der Vorzugsvariante „Kreuzungsfreie Strecke südlich der DB“ für den RS 1 in der Bochumer Innenstadt zugestimmt. Bei der Verfügbarkeit von Flächen der DB sollte die Variante durch die Führung entlang der Bahntrasse optimiert werden. Im Rahmen der Grundlagenermittlung und Vorplanung haben Gespräche mit der Deutschen Bahn stattgefunden und die Verfügbarkeit der Flächen wurde im Detail untersucht. Die für die optimierte Variante benötigten Flächen entlang der Hauptstrecke am Hauptbahnhof Bochum werden als Vorhalteflächen für einen zukünftigen Ausbau der Bahnstrecke erforderlich und stehen daher nicht für die Führung des Radschnellweges zur Verfügung. Begründet wird die Entscheidung mit Veränderungen der politischen, wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Eisenbahnverkehr der letzten Jahre und dem verstärkten Ausbau der Bahninfrastruktur.
Der Radschnellweg im Bauabschnitt Innenstadt wird daher auf der Vorzugsvariante, ohne optimierte Führung auf DB-Flächen, verlaufen.
Quelle: Vorlage 20230105
Karte der Trasse für den Radschnellweg RS1 Ruhr durch das Ehrenfeld
Auf der nachfolgenden Karte (wo man auch rein- und rauszoomen kann) sieht man schematisch die Trasse des Radschnellwegs RS1 Ruhr, wie dieser jetzt durch das Ehrenfeld geführt werden soll.
Die Brückenbauwerke über die Universitätsstraße und die Wittener Straße sind auch als Brücken 🌁 markiert.
Jedoch sieht man auch Markierungen mit einem Fragezeichen ❓ – und das hat einen Grund:
Denn für die Querung der Bessemerstraße (wenn man vom RS1 aus kommt geht es hier auch bergauf) und die Querung der Königsallee stellen sich Fragen…
Anfrage der SPD zum Radschnellweg Ruhr
Ja, diese Trasse wurde schon so beschlossen. Doch es ist ja ein Unterschied, ob diese Trasse (ohne DB-Fläche) nur punktuell im Jahr als Umleitung für den Radschnellweg Ruhr benötigt wird, oder aber dauerhaft. Jetzt stellen sich daher ein paar Fragen, da es ja gewisse Qualitätsstandards für Radschnellwege gibt.
Anfrage der SPD im Rat: Weitere Planung des Radschnellwegs Ruhr RS1
Dazu gibt es eine Pressemitteilung der SPD im Rat:
„Da die DB ihre Flächen nicht zur Verfügung stellt, muss der RS1 nun über die Clemensstraße und die Ehrenfeldstraße geführt werden. Das war eigentlich eine Alternativroute, falls die DB für einige Tage im Jahr an ihre Fläche muss. Jetzt wird es allerdings die Dauerlösung, was vielleicht Probleme, aber auf jeden Fall Fragen aufwirft. […] Es ist schade, dass wir auf die Flächen der Deutschen Bahn nicht zurückgreifen können, aber jetzt heißt es, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. […] Ganz wichtig ist jetzt der Zeitplan. Wann wird die Planung ausgeschrieben? Wann wird die Politik über die Pläne entscheiden? Und vor allem: Wann erfolgt die Beteiligung der Menschen vor Ort? Denn jetzt wird der RS1 bei vielen Bochumerinnen und Bochumern direkt vor der Haustür entlanggeführt. Das wird für Diskussionen sorgen, die geführt werden müssen.“
Da geht es dann explizit um die Querung von Königsallee und Bessemerstraße. Außerdem geht es auch um die Akzeptanz. Der Radschnellweg Ruhr führt ja auch in anderen Städten durch Innenstadtgebiete und da gab es in der Vergangenheit Unmut vor Ort. Das sollte in Bochum vermieden werden.
Daher habe ich im Rahmen der Anfrage auch die Frage nach möglichen Quartiersgaragen und ganz konkret der erweiterten Nutzung des Parkhauses P9 Schauspielhaus Bochum als Quartiersgarage gestellt.
… und dann war da noch ein Artikel
… ein Artikel den ich jetzt nicht verlinke, weil er hinter einer Paywall steht und von den meisten Besucherinnen und Besuchern dieser Seite daher nicht gelesen werden kann. In diesem Artikel geht es eigentlich um ein ganz anderes Thema – und die Erklärung, warum diese indirekt suggerierten Vorwürfe meiner Meinung nach weder richtig noch zielführend sind, würde vermutlich wieder einen langen Artikel erforderlich machen.
Ich mache es daher kurz und verweise auf den Beitrag WAZ bezeichnet den ADFC als Handlanger der Verwaltung beim ADFC Bochum, der auf die (natürlich nur) indirekt formulierten Vorwürfe eingeht. Wer dem ADFC Bochum, dessen Vorsitzender ich bin, vorwirft, hier beim Thema Radschnellweg Ruhr ein Handlanger der Verwaltung zu sein, hat wohl diverse Veröffentlichungen, Anfragen etc.pp. dazu nicht mitbekommen.
Es ist schließlich der ADFC, der dem ersten Abschnitt des RS1 in Bochum die Note ‚Ausreichend‘ (mit Minus?) gegeben hat und immer wieder Kritik äußert.
Aber konstruktive.
Und das scheint für einige ein Problem zu sein…