Ende Juni/Anfang Juli hat er so richtig begonnen: Der Umbau der Hattinger Straße im Ehrenfeld. Schon länger angekündigt, hat jetzt der Umbau angefangen.

Einspurig ist der Verkehr trotz der Bauarbeiten weiterhin möglich. Das soll auch so weit es geht immer so der Fall sein.
Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es irgendwann teilweise nicht an jeder Stelle mehr so weiter geht. Wenn beispielsweise an einer Stelle die Straße neu asphaltiert wird, dann wird man dort von einer Stichstraße nicht drauf fahren können. Aber das sollte eigentlich nachvollziehbar sein.
Was genau wird an der Hattinger Straße zwischen Hüttenstraße und Schauspielhauskreuzung gemacht?
- Entfernung der ungenutzten Straßenbahngleise
- Neuordnung des Straßenquerschnittes
- Grünstreifen in Fahrbahnmitte mit Regenrückhaltebecken
- Barrierefreier Übergang zwischen Hans-Ehrenberg-Platz und Pieperstraße
- Neue Radwege mit neuem Trennstein
- Neuanlage von Parkstreifen
Entfernung der ungenutzten Straßenbahngleise
Die Entfernung der von der Bogestra seit Jahren nicht mehr genutzten Straßenbahngleise wird zum Anlass genommen die Hattinger Straße zwischen der Hüttenstraße und der Kreuzung Königsallee auszubauen.

Dann sollte es auch solche Unfälle wie kürzlich (wo ein Radfahrer in die Schienen geraten ist; siehe WAZ Bochum vom 07.07.2020) nicht mehr geben.
Neuordnung des Straßenquerschnittes
Durch den Wegfall der Gleise hat man die Möglichkeit die Straße neu zu gestalten. Das ganze soll nach den Plänen der Stadt dann so aussehen:

Grünstreifen in Fahrbahnmitte mit Regenrückhaltebecken
Die Gelegenheit, dass die Hattinger Straße neu geplant und ausgebaut wird, wird genutzt, um die Entwässerung dort zu modernisieren.
Die Mittelinsel wird dabei begrünt und dient der Entwässerung.
Dazu schreibt die Verwaltung in der entsprechenden Vorlage:
„[…] Im Bereich nördlich der Gilsingstraße stehen gemäß der Straßenplanung mittig der Fahrbahn Grünstreifen zur Verfügung. Diese werden für ein Mulden-Rigolen-System in Kaskadenbauweise genutzt. Die Straßenabflüsse werden über die Mulde in die Rigole eingeleitet und dabei bereits gereinigt. Die Rigolen sind untereinander verbunden bzw. an einen geplanten Regenwasserkanal angeschlossen und geben den Abfluss gedrosselt mit 10 l/(s ha) ab. Eine Versickerung kann aufgrund der unterhalb liegenden U-Bahn hier nicht erfolgen. Zum Schutz der U-Bahn werden die Rigolen abgedichtet erstellt. Die angrenzenden Dachflächen können unterirdisch an die Rigolen angeschlossen.
[…]
Südlich der Gilsingstraße werden weitere 2 ha Straßen- und Dachflächen als abkoppelbar eingestuft. Ab hier soll das Regenwasser in einem neu zu errichtendem Regenwasserkanal bis zum Marbach geführt werden.
[…]
Durch die beschriebenen Maßnahmen kann die Einleitung in den Marbach auf 70 l/s gedrosselt werden.
Im Rahmen des Überflutungsschutzes erhält die Hattinger Straße von der Königsallee bis zur Hunscheidtstraße ein umgekehrtes Dachprofil. Somit kann über den Straßenkörper mehr Wasser abgeleitet werden und die angrenzenden Gebäude werden mehr geschützt. […]“
Barrierefreier Übergang zwischen Hans-Ehrenberg-Platz und Pieperstraße
Bisher konnte man die Hattinger Straße zwischen dem Hans-Ehrenberg-Platz und der Pieperstraße zwar überqueren. Aber die ideale Lösung war das nicht.
Jetzt soll das ganze besser werden – in dem dort ein barrierefreier Übergang entsteht. Dieser wird unter anderem auch taktile Elemente aufweisen. Dadurch sollte die Sicherheit bei der Überquerung gesteigert werden.
Neue Radwege mit neuem Trennstein
Wie man anhand des Querschnitts erkennen kann, soll die Hattinger Straße beidseitig einen neuen Radweg erhalten. Das gehört mit zu den Plänen, dass die City-Radialen mit Radwegen ausgestattet werden sollen (siehe dazu auch den Beitrag Königsallee Bochum: Neue Pläne für Radwege – Konkretisierung durch OB Thomas Eiskirch (SPD) beim ADFC).
Im Bereich der Haltestelle Bergmannsheil wurde da schon ein Radfahrstreifen durch Markierungen auf der Fahrbahn angebracht.
Um bei der jetzt stattfindenden Baumaßnahme den Radweg von der Fahrbahn zu trennen, soll es eine Art bauliche Trennung geben.
Hierbei handelt es sich jedoch nicht um den unter dem Namen „protected bike lane“ bekannt gewordenen geschützten Radfahrstreifen, sondern um eine Art besonderen „Trennstein“.
In der Vorlage der Verwaltung heißt es dazu:
Der Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität in der Sitzung vom 10.09.2020 [gemeint war der 10.09.2019; Anm. d. Autoren] hat den Um- und Ausbau der Hattinger Straße beschlossen, verbunden mit einem Prüfauftrag, ob Radfahrerinnen und Radfahrern auf dem Radfahrstreifen ein zusätzlicher Schutz gegeben werden kann, zum Beispiel in Form eines überfahrbaren Trennelementes zwischen Fahrbahn und Radfahrstreifen.
Die Verwaltung hat daraufhin bundesweit bei Kommunen und Herstellern recherchiert und den in der Sitzung vorgestellten Bordstein gefunden.
Folgende Anforderungen muss das Trennelement erfüllen:
- Es muss einen offensichtlichen Schutz für den Radverkehr darstellen.
- Es muss für parkende Kraftfahrzeuge mit geringer Geschwindigkeit überfahrbar sein
- Die Ableitung des Oberflächenwassers zur Fahrbahnmitte muss gewährleistet sein, um dem Entwässerungskonzept zu genügen.
Nach einer intensiven Prüfung kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass durch die geplante bauliche Trennung die Radverkehrsanlage auf der Hattinger Straße nicht als geschützten Radfahrstreifen, sondern als einen baulich angelegten Radweg, der vor dem Parkstreifen geführt wird, zu bezeichnen ist.
Dieser „Trennstein“ kam jedoch bei der ersten Vorstellung nicht überall gut an. Auch ich habe zu den Planungen damals was entsprechendes geschrieben: Hattinger Straße: Geplanter neuer Radweg nicht gerade Ideallösung
Daher heißt es in der Verwaltungsvorlage weiter:
Da gegen die Anwendung und Ausführung des bislang vorgeschlagenen Trennsteins sowohl verwaltungsintern als auch in der Öffentlichkeit Vorbehalte aufgekommen sind, hat die Verwaltung die Möglichkeiten einer Optimierung der baulichen Trennung geprüft.
Ein weiterer Betonsteinhersteller ist auf die Verwaltung zugekommen, einen solchen neuartigen Stein zu entwickeln, der den qualitativen und besonderen Anforderungen an einen überfahrbaren Trennstein entspricht.
Denn von der Fahrbahnseite aus soll der Überfahrwiderstand größer sein, damit das zügige Überfahren durch Kfz möglichst unterbunden wird. Andererseits soll die Überfahrbarkeit vom Radweg aus für die Radfahrenden möglichst leicht sein, damit z. B. Ausweichmanöver gefahrlos erfolgen können.
Der geplante (neue) Trennstein für die Hattinger Straße:
Nachfolgend eine Abbildung des neuen Trennsteins:

Weiter schreibt die Verwaltung zu diesem Thema:
Damit kann dieser Trennstein wie ein Bordstein verwendet werden. Er erhält die in Bochum übliche Oberfläche mit hellgewaschenem Quarzsand. Der 0,25 breite Stein ersetzt den Markierungsstreifen eines Radfahrstreifens. Dadurch wird die Breite des Radweges von 2,60 m zwischen der Fahrbahn und Parkstreifen einschließlich 0,50 m Schutzabstand nicht mehr durch eine harte bauliche Trennung eingeschränkt.
Gegenüber dem Regelmaß der ERA für Radfahrstreifen wird hier eine 25 cm breitere Ausführung gewählt (2,10 m zu 1,85 m).
Nach Auffassung der Verwaltung wird durch die überarbeitete Planung in Verbindung mit dem neu konstruierten Stein die Sicherheit für den Radfahrenden nochmals verbessert.
Dieser neue Trennstein wird als erstes im Abschnitt zwischen der Bessemer Straße bzw. Yorckstraße und der Königsallee eingebaut. An den Kreuzungen, den Bushaltestellen und den Stellen, wo man zu Fuß die Straße quert aber nicht.
Das ganze ist eine neue Sache, deswegen gibt es noch keine Erfahrungen damit, auf die man bauen kann. Im Ausschuss wurde dazu aber erklärt, dass man prüft, inwiefern das ganze von den örtlichen Hochschulen z.B. im Rahmen von entsprechenden Arbeiten analysiert und evaluiert werden kann.
Neuanlage von Parkstreifen
Am Rande der Straße gibt es Parkbuchten. Es gibt Überlegungen feste Ladezonen für die Geschäfte einzurichten. Zusätzlich sollen in diesen Bereichen auch neue Bäume gepflanzt werden.
An welchen Stellen was genau geschieht kann man jetzt aber noch nicht sagen. Das soll aber unter Beteiligung der Betroffenen abgestimmt werden.
Jens Matheuszik zur Planung an der Hattinger Straße
Nachfolgend meine Meinung zu den Planungen:
Es ist gut, dass jetzt endlich an der Hattinger Straße gearbeitet wird.
Die Gleise fallen weg, die Straße bekommt einen neuen Schnitt, Radfahrspuren werden eingerichtet und der Übergang z.B. von der Pieperstraße zum Hans-Ehrenberg-Platz wird neu gestaltet. Gleichzeitig gibt es eine neue Oberflächenentwässerung.
Klar, das ist während der Bauphase auch mit Unannehmlichkeiten verbunden. Doch das sind wir im Ehrenfeld gewohnt, dass es eine zeitlang zu Belastungen kommt und wir dann am Ende eine schöne neue Straße haben. Man erinnere sich an die Oskar-Hoffmann-Straße. Vor der Sanierung war das ja eher eine Aneinanderreihung von mehreren Minigolfplätzen mit jeweils mehr als 18 Löchern…
Wichtig ist jedoch, dass bei der Neugestaltung und auch bei den Umbauarbeiten die Belange der Anliegerinnen und Anlieger berücksichtigt werden. Dass die Stadt versucht die Hattinger Straße möglichst durchgängig für den Verkehr frei zu halten und notwendige Vollsperrungen auf das Minimum zu reduzieren ist gut.
Auch halten wir von der SPD Bochum-Ehrenfeld es für wichtig, dass die berechtigten Interessen der Geschäftswelt bei der Neuplanung der Parkstreifen berücksichtigt werden, wenn das dann in ein, zwei Jahren ansteht. Denn die Stärkung des Handels vor Ort ist ein wichtiges Ziel von uns. Daher haben wir auch zuletzt uns dafür eingesetzt, dass die Parkscheibenregelung ausgeweitet wird.
Baustellenmanagement der Stadt Bochum: Informationsfilm zur Baumaßnahme
Nachfolgend der Link zu einem YouTube-Video. Hier informiert das Baustellenmanagement der Stadt Bochum über die geplante Maßnahme an der Hattinger Straße:
Artikel der WAZ Bochum zur Hattinger Straße:
Nachfolgend eine Auflistung von Artikeln der WAZ Bochum zur Hattinger Straße. Die Artikel sind als WAZplus gekennzeichnet und benötigen daher einen entsprechenden WAZ-Zugang.
- WAZplus: Die Hattinger Straße hat den kräftigsten Pulsschlag (21.04.2014)
- WAZplus: Hattinger Straße wird 2020/21 umfangreich umgebaut (08.09.2019)
- WAZplus: Bochum: Hattinger Straße wird neu gemacht – Dauerbaustelle (23.01.2020)
- WAZplus: Bochum: Nächste Baustelle auf der Hattinger Straße (30.03.2020)
- WAZplus: Bochum: Auch die Hattinger Straße wird zur Großbaustelle (25.05.2020)