Immer wieder kommt die Frage auf: Was investiert die Stadt Bochum pro EinwohnerIn für den Radverkehr? Oder anders gefragt: Wieviel ist der Stadt die Fahrradmobilität wert? Inzwischen gibt es dazu auch eine Anfrage im Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität (AIM) der Stadt Bochum, deren Antwort mit Spannung erwartet wird.
Was zahlt die Stadt pro Bochumer*in für den Radverkehr?
Das es ein Interesse an dieser Frage (und der Antwort darauf!) gibt, ist klar. Insbesondere wenn andere Städte (z.B. Amsterdam, Kopenhagen und Utrecht) immer wieder gerne als leuchtende Beispiele genannt werden. Dennoch halte ich von der Frage nicht ganz so viel. Dazu habe ich in den vergangenen Wochen und Monaten auch schon immer wieder an der einen oder anderen Stelle diskutiert – beispielsweise bei der Radwende Bochum.
Meine Position damals wie heute war:
Solche Zahlen taugen nicht unbedingt etwas…
… oder aber: Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.

Das liegt daran, das der Ausbau einer Radverkehrsinfrastruktur und die Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs nicht direkt im Haushalt nachschlagbar sind. Wäre ja einfach, wenn es da eine entsprechende Kontierung für geben würde und man einfach nur den Wert ablesen müsste. Aber viele dieser Maßnahmen laufen offiziell unter anderen Positionen.
Wie berechnet man die Kosten für den Radverkehr?
Wenn beispielsweise eine Straße neu gebaut wird, dann ist da (hoffentlich!) auch immer an den Radverkehr mitgedacht worden. Nur welche Summe zieht man dann heran?
Im Extremfall hätte man beispielsweise ja so argumentieren können:
Die umfangreiche Sanierung der Bessemerstraße, wo jetzt ein sehr breiter Radweg angelegt wurde, zählt voll auf das Radfahrkonto ein.
Gleiches gilt für andere Maßnahmen wie z.B. die Straßenreinigung und der Winterdienst. Grundsätzlich passiert das auch bei Radwegen, jedoch (noch?) eher nachrangig zu den normalen Fahrbahnen. Die aber auch von Radfahrenden genutzt werden können. Noch gibt es ja nicht den speziellen Winterdienst für Radwege – da ist aber demnächst ein Test geplant: Winterdienst (testweise) auf der Springorumtrasse in Bochum geplant
Warum eine Zahl X nicht unbedingt etwas aussagt…
Es ist natürlich klar, dass man nicht alle Baumaßnahmen eindeutig einer Verkehrsart zuordnen kann: Denn wenn nicht nur ein reiner Radweg gebaut wurde, dann muss man schauen, wie man die Kosten gewichtet.

Man stelle sich jetzt aber mal vor, man hätte die Brücke an der Wittener Straße mit einem Radweg ausgestattet. Das hätte zwar keinen großen Sinn ergeben, weil dahin führend bzw. davon weg keine Radwege sind… Aber dann hätte man sich eine öffentliche Diskussion, die eher eine Posse war, erspart. Gleichzeitig wären dadurch aber die Investitionen in den Radverkehr deutlich erhöht worden. Denn es ist klar, dass so eine Brücke natürlich Geld kostet.
Wie sieht es mit außerstädtischen Maßnahmen aus?
Nicht nur die Stadt verbaut Geld in Bochum. Denn natürlich gibt es auch Aufwendungen anderer öffentlicher Träger. Ob nun beispielsweise der Regionalverband Ruhr (RVR) oder Tochtergesellschaften wie die Bochum Perspektive 2022. Zusätzlich kommen ja auch noch private Aufwendungen: Wenn beispielsweise der AStA der Ruhr-Universität Bochum durch den Vertrag mit nextbike dazu beiträgt, dass Bochum eine der Top-Städte im Rahmen des Fahrradverleihs metropolradruhr ist, dann kommt das auch der Stadt zugute und Ausgaben bei der Stadt fallen auch da im Bereich der Verwaltung teilweise an.
Im Grunde genommen zeigt dies deutlich, dass man solche Zahlen eigentlich nur näherungsweise ermitteln kann.
Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, welchen Wert man in Bochum erreichen wird – und ich kann jetzt schon sagen:
Den einen wird der Wert nicht ausreichen, für die anderen ist es schon zu viel… 😉